Muße

Muße
Mu|ße ['mu:sə], die; -:
freie Zeit und [innere] Ruhe, in der man seinen eigenen Interessen nachgehen kann:
dazu fehlt mir die Muße; im Urlaub habe ich Zeit und Muße, ein Buch zu lesen.

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Mu|ße 〈f. 19; unz.〉 Ruhe u. Zeit, ruhige, beschaul. Freizeit ● dazu fehlt mir die (nötige) \Muße; (genügend, keine) \Muße haben, etwas zu tun; etwas mit \Muße betrachten, tun [<ahd. muoza „freie Zeit zu etwas, Untätigkeit, Bequemlichkeit; Möglichkeit, Gelegenheit zu etwas“; zu germ. *motan „müssen“]

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Mu|ße, die; - [mhd. muoʒə, ahd. muoʒa, verw. mit müssen] (geh.):
freie Zeit u. [innere] Ruhe, um etwas zu tun, was den eigenen Interessen entspricht:
[Zeit und] M. [zu etw.] haben;
etw. in, mit M. tun.

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Muße,
 
das tätige Nichtstun; spezifische Form schöpferischer Verwendung von Freizeit, unabhängig von Zwängen durch fremdbestimmte Arbeit, durch Forderungen der Gesellschaft, aber auch von Konsumzwängen der Freizeitindustrie; Grundbedingung der Selbstfindung und kreativen Selbstverwirklichung des Menschen. Im Gesellschafts- und Wirtschaftssystem der griechischen Polis war Muße, z. B. als Freisein von den Geschäften, ein durch die körperliche Arbeit der Sklaven ermöglichtes Privileg der »freien« Bürger mit einer entsprechend hohen Bewertung in der gesellschaftlich-ethischen Wertehierarchie (Aristoteles z. B. hielt Muße für eine der Voraussetzungen staatspolitischen Handelns); sie galt bis in die Neuzeit auch als humanistisches Ideal und Statusmerkmal bestimmter Klassen. Durch die »zweite industrielle Revolution« mit ihrer Entlastung von körperlicher Arbeit, v. a. aber mit den durch sie ermöglichten Arbeitszeitverkürzungen, wurde Muße grundsätzlich für breitere Bevölkerungsschichten realisierbar.
 
 
T. Veblen: Theorie der feinen Leute. Eine ökonom. Unters. der Institutionen (a. d. Amerikan., Neuausg. 8.-9. Tsd. 1993);
 J. Pieper: M. u. Kult (91995).

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Mu|ße, die; - [mhd. muoʒə, ahd. muoʒa, verw. mit ↑müssen] (geh.): freie Zeit u. [innere] Ruhe, um etwas zu tun, was den eigenen Interessen entspricht: dazu fehlt mir die M.; [Zeit und] M. [zu etw.] finden, brauchen, haben; Einige Wochen mühte er sich redlich, die ungewohnte M. auszukosten (Bieler, Bär 311); Ich hatte M. (Zeit u. Gelegenheit), das Gefährt von innen zu betrachten (Muschg, Gegenzauber 335); etw. in, mit M. tun.

Universal-Lexikon. 2012.

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